Montag, 10. Dezember 2012

Die Abnahme - alles richtig, alles gerade?

Der Abnahmetermin ist neben dem Notar- und dem Übernahmetermin der wichtigste... Der Bauträger will vorführen, was er in den letzten Monaten gemacht hat und scharfe Augen sollten schauen, dass alles so ist, wie es bestellt wurde, dass alles innerhalb der Bautoleranzen gerade ist, dicht ist und auch funktioniert.

Am 5.12.12 war unser Abnahmetermin, ziemlich genau 12 Monate nach dem ersten Spatenstich. Und die Aufgabe, die mit der Begutachtung vor uns lag, war riesig... 4 Etagen, 200 qm, Heizung, Dach, Sanitär, Elektrik, Böden, Fenster und die Außenanlagen... Ach ja, außen. Wie gut, dass es einen Tag vor der Abnahme einen Kälteeinbruch in Berlin gab und Schnee und Eis die Fertigstellung der Straße zu unserem Haus, unsere Parkplätze und die Gehwege in der Anlage wortwörtlich kaltgestellt haben... Wir sind gespannt, auf welcher Piste der Umzugswagen in vier Wochen rollen wird.

Die vielleicht wichtigste Entscheidung rund um die Bauabnahme, ist die, sich einen professionellen Bausachverständigen dazu zu holen. Die Kosten, die der für die kommenden Stunden bekommen sollte, hatten sich so schnell amortisiert, wie ich kaum Neubaugebiet sagen konnte. So einer weiß einfach ganz genau, an welchen Stellen er schauen, mit dem Finger popelen oder mal kräftig rütteln musste. Zusätzliches Glück für uns: Der uns von Freunden empfohlene Sachverständige kennt sich seit Jahren mit INTERHOMES Bauten aus und hat schon mehrfach in der Nachbarschaft nach dem rechten Fortschritt geschaut.

Im Dach ging's los, wieso fehlen eigentlich beim Terrassengeländer die Schrauben im Boden?
Die Pultdachdichtung ist unsauber versiegelt, das Fenster etwas schief eingebaut, weshalb die Fensterbank rechts und links 2 mm Lücken aufweist. Auf der Terrassenwand kleben Farbreste... Nur weder Bauleiter noch Sachverständiger wissen, was das ist... Mein Laienauge mutmaßt: Wenn man Styroporisolation sägt, entstehen kleine, leichte Kügelchen... und die haben sich hier in die frisch gestrichene Wand geklebt. Aaaaahhh, stimmt, recht hat er, der Eigentümer - das war quasi der Ritterschlag von den Fachleuten, ab hier darf ich mit den großen Jungs spielen und stets verständnisvoll nicken...

Ich spare mir jetzt die einzelne Wiedergabe der Mängelliste. Aber: Es sind kein echten Baufehler zu erkennen. Das Haus steht, ist dicht und beheizt. Soweit schon mal gut. Auf fast jeder Wand sind Farbfehler. Entweder zu wenig Farbe verstrichen oder Putzlöcher notdürftig gespachtelt und schnell drüber geschmiert. Das Treppengeländer ist schief angeschraubt, eine Tür zum Dachzimmer fehlt einfach mal. Während wir oben prüfen, schrauben unten die Sanitärleute noch Handtuchhalter und Klorollenhalter an... Alles auf den letzten Drücker, aber egal. Und weiter geht's mit der Abnhame... Steckdosen sind locker, Fenster knacken und immer wieder hat der Putz kleine Schäden.

Es ist schon fast dunkel draussen, da kommen wir im Erdgeschoss an. Eine Hand voll Bodenfliesen sind locker, klapp klapp... Das verlegte Parkett weißt gelbe Farbflecken auf. Oh nee, wie sieht das denn aus? Hm... Die Fachleute stellen schnell fest, dass das im Holz ist, nicht auf der Lackierung. Na, und nun? Ist das eine Toleranz, die wir hinnehmen müssen? Kommt auf die Mängelliste - Problem erstmal verschoben. Da muss sich auch der Bodenleger mal äußern. Schön ist es jedenfalls nicht. 



Zu guter Letzt ab in den Keller. Die Fenster sind nur unvollständig eingeputzt und schlecht isoliert. Die Heizung tropft, aber funktioniert, die Elektrik ist angeschlossen und beschriftet, trotzdem hängen rund 30 lose Kabel in der Luft. Das sind die Datenleitungen, die muss der Elektriker noch anschließen. Telekomdose ist da und auch die Leitung von Kabel Deutschland.
Doch... Moment... wo ist eigentlich der separate Wasserzu- und Ablauf, den wir extra und gegen Aufpreis bestellt haben? Vorhanden ist nur der Anschluss für die Waschmaschine - der ist sowieso Standard für alle Häuser mit Keller. Hm... Der Bauleiter ist ratlos, denn auf seinem Auftrag steht "Entfall Waschbecken Zuleitung Frischwasser und Abwasser" und er philosophiert: "Na, was hier nicht als Auftrag steht, hab ich nicht bauen lassen."
Ok, da sei die Frage erlaubt, wieso ein Sonderwunsch auf seiner Liste steht, wenn der entfallen soll? Macht irgendwie keinen Sinn, oder? Ja, das muss dann auch der Bauleiter zugeben. Das wird sich bestimmt aufklären lassen.

Nach vier Stunden sind wir dann durch. Auch mental. Irgendwann lässt die Konzentration nach - und das ist gefährlich, denn es sollte nichts übersehen werden, sonst gibt es nachher Diskussionen um die Beweislast und die Schuld und und und... Die Mängelliste hat am Ende 94 Punkte mit diversen Unterpunkten, auf sechs Seiten, so viel, dass das Papier vom protokollierenden Bauleiter nicht reichte und das mobile.de Notizbuch aushelfen durfte. Zum Glück: Es ist nichts kaputt, nichts falsch und die fehlenden Anschlüsse im Keller lassen sich problemlos montieren. Der Bauleiter ist sehr um die Zufriedenheit des Kunden bemüht, in dem er diverse Spalten, gerade an Türzargen, versiegeln lässt obwohl sie innerhalb der Toleranz liegen. In Ordnung.



So, das freut den Kunden und lässt ihn am Ende zufrieden und geschafft nach Hause gehen. Noch eine Woche, dann gibt es den Schlüssel!

Mittwoch, 14. November 2012

Einbiegen in die Zielgerade...

Jetzt kommen wir der Sache näher, die Termine zur Abnahme und Übernahme des Hauses nahen mit großen Schritten. Noch vor zwei Wochen war ich sehr skeptisch, dass wir die Übernahme bis zum 31.12.2012 schaffen. Doch mittlerweile sieht es so aus, dass ich einfach nur keine Erfahrung habe...
Die Mietwohnung ist zum 31.01.2013 gekündigt, eine Hand voll professioneller Umzugsunternehmen kommt in Frage, um den Kraftakt für uns zu wuppen.
Wir waren erstmals nach neuen Möbeln schauen, der neue enorme Platz will ja gefüllt werden ;-)

Derzeit ist der Zustand des Hauses noch sehr roh... Aber, die Heizung funktioniert und drängt fortwährend die restliche Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk und dem Estrich. Die Probleme mit den Kabeln, Heizungsrohren und auszustemmenden Fenstersimsen lösen sich langsam auf. Und heute war der Maler erstmals drin und hat eine Grundierung auf Wände und Decken gebracht. Sieht schon ein bisschen gut aus.

Jetzt fehlt noch die Fliesung, die am 19.11. angegangen wird. Küche, Diele, Bad und Gäste-WC. Anschließend kommt das Parkett in den Wohnbereich, die Treppe wird eingebaut und das Laminat wird verlegt. Danach sollte der Elektriker sämtlich Dosen anschließen. Dann sind wir schon recht nah am Ziel.

Aktuell liegen im Keller noch alle Elektro- und Heizungsleitungen offen und wirr, da muss noch für Ordnung gesorgt werden. Im Garten türmt ein immenser Sandberg, doch der Grundriss des Geländes ist mittlerweile erkennbar. Der für das Gartenhaus angedachte Stellplatz ist offensichtlich schmaler als ich mir das erhofft hatte, aber ok, dann wird es eben ein schmales, langes Gartenhaus.
Auf der Ostseite wird gerade die künftige Straße planiert, dann braucht es noch eine Pflasterung und die Zuwegung zum Haus und zum Stellplatz.

Es macht den Eindruck, als wenn die Außenanlagen noch länger brauchen, aber auch da könnte man uns noch überraschen.

Lustiges am Rande: Google muss kürzlich seinen Satelliten vorbeigeschickt haben, denn bislang war unser Gelände auf Google Earth nur als nackter Sandplatz zu erkennen. Jetzt schaut man auch aus dem All direkt auf die Baustelle...



Die Termine, auf die wir nun wahrlich hinfiebern, stehen, na, sagen wir halboffiziell fest: Am 5.12.12. soll die Abnahme erfolgen, am 18.12.12 kommt die Übernahme. Ab dem Tag haben wir die Schlüssel und auch nur noch wir, dann sind wir am Ziel.


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Echte Baufehler

Wir haben ein Haus so gut wie "von der Stange" gekauft. Zeitgleich werden in unserem Baufeld 66 Reihen- und Doppelhäuser gebaut. Die Erwartungshaltung war also, dass wir einigermaßen problemlos fertig werden und am Ende ein vernünftiges, sprich den üblichen technischen Standards entsprechendes, Haus bekommen. Doch aufgemerkt, auch ein Reihenhaus ist ein Unikat und was dabei alles versaubeutelt werden kann...  Man glaubt es kaum:

Im Frühling stand unsere Zeile bereits, zumindest äußerlich waren alle Etagen vorhanden und ohne große Phantasie konnte man von Häusern sprechen. Doch solange keine Fenster und Türen installiert waren oder das Dach nicht geschlossen war, stand der Rohbau natürlich voll im Wind und Regen. Die heftigen Niederschläge im Mai und Juni haben sich also, der physikalischen Gesetzmäßigkeit folgend, teilweise im Keller wiedergefunden. In unserem Haus weniger als bei den Nachbarn, wo mitunter nette Seenlandschaften entstanden und die Wände dunkel vom herunterlaufenden Wasser waren. Aber auch bei uns war der Keller nass.

Natürlich wurde die Feuchtigkeit bei der Bauleitung beanstandet. Auch als Türen, Fenster und Dach montiert waren, sammelte sich weiter Nässe auf den Kellerböden - zudem standen riesige Pfützen in den künftigen Gärten. Es hätte also sein können, dass das Wasser von außen durch die Wände drückt oder von unten durch die Soleplatte kommt... Beides wäre katastrophal gewesen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wurden Feuchtemessungen vom Fachmann genommen, die Bodenplatte geöffnet und sogar ein Schacht gartenseitig ausgehoben und extra geflutet, um zu sehen, ob irgendwo Wasser reinkommt. Kam aber nicht, die Messungen zeigten an, dass die Feuchte langsam aber sicher abnahm. Gut so.

Um im Bau also voranzukommen, mussten als nächstes die Kellerböden mit Bitumenbahnen abgedichtet werden, um Feuchtigkeit später aus dem Haus zu halten. Ja. Guter Plan, aber... niemand kam auf die Idee, die bereits vorhandene Nässe aufzunehmen! Die Bitumenbahnen wurden einfach über die nassen Kellerböden geklebt! Das gab beim Darüberlaufen so schöne patsch-patsch-patsch-Geräusche und technisch wurde die Nässe damit so gut wie gefangen genommen, sprich zwischen Soleplatte und Keller mangels Diffusionsmöglichkeit festgesetzt. Hervorragende Leistung von mitdenkenden Handwerkern!

Selbstverständlich haben wir das beanstandet, die Bitumenbahnen wurden aufgerollt, die Nässe aufgesogen und alles neu verklebt. Bestimmt eine Woche ging ins Land... Warum nicht gleich so, wenn ich fragen darf?

Mittlerweile ist es Oktober geworden und erste Zweifel an der rechtzeitigen Fertigstellung werden konkret. Es bleiben noch zehn Wochen. Die Heizung funktioniert noch nicht, um das Haus zu heizen und die Restnässe aus den Wänden zu treiben. Sanitär ist nicht montiert, die Böden sind nicht fertig, die Zufahrt fehlt, Türen sind nicht eingebaut und der Maler muss alles noch schön streichen. Na, bleiben wir gespannt. Ich zögere noch, unsere Wohnung zu Ende Januar 2013 zu kündigen.

Vergangene Woche fanden wir die bodentiefen Fenster im OG plötzlich ohne Fenstersimse vor. Ohne erkennbaren Grund hatte man Mauerwerk samt Putz mit dem Presslufthammer wieder abgeschlagen. Damit aber nicht genug, Elektro- und Fernsehkabel hingen zerschnitten in der Luft, halb aus dem Putz gerissen. Was war passiert? Ein Blick in die Landesbauordnung brachte die Antwort - diese Fenstersimse stellen eine Art Leiter dar, auf der kleine Kinder hochklettern und dann aus dem offenen Fenster fallen könnten. Um dies zu verhindern, müssen Brüstungen mit mindestens 90 cm Höhe vom Boden erstellt werden. Bei geöffnetem Fenster war die Höhe in unserem halbfertigen Haus weniger als 80 cm. Ok. Dass ein Haus der LBO entsprechen muss, macht Sinn. ABER: Wer zum Teufel konzipiert sowas, die Bauordnung ist doch nicht vorgestern erstellt worden?!!?! Für Genaunehmer, die letzte Änderung wird auf den 29.6.2011 datiert, also kein Problem, um bei uns eigentlich von Anfang an richtig zu bauen. 



Damit nicht genug. Es gibt nicht nur eine Landesbauordnung, sondern auch Vorschriften für Elektriker, die aufgeben, wo und wie Stromkabel verlegt werden dürfen, nämlich rechtwinklig in vordefinierten Zonen des Raumes. Durch das Wegstemmen der Fenstersimse wurde offenbar, dass der Elektriker beides ignoriert hatte. Unglaublich! Auf dem Foto ist zu erkennen, dass die Kabel in Parabel-Form aus dem Putz gezogen wurden. Wer verlegt denn guten Gewissens auf diese Weise ein Stromkabel? Bei der Rohbauabnahme sah das nicht so aus. Egal wie, der Elektriker muss nun natürlich nachbessern. SEHR fraglich bleibt allerdings, wie es wohl in den anderen Wänden der anderen Etagen aussieht? Die jetzigen Fehler sind ja nur zufällig aufgefallen. Muss wohl ein Fachmann mit entsprechendem Messgerät ran...

Ohne Worte.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Baufortschritt in Bildern 2

Ende Mai, Anfang Juni war es, da kam das Dachgeschoss...


Und oben drauf natürlich das Pultdach, das als solches am 9. Juni erkennbar wurde.


Soweit gut, als nächstes kam erstmal eine große Rechnung, doch leider geriet der Fortschritt ins Stocken. Bis Fenster eingesetzt waren, die Dämmung aufgebracht war, das Dach rundherum verkleidet wurde... und... die vergessene Wand im Dachgeschoss fertiggestellt war, vergingen zwei Monate. Am 6. August sah der leere Korpus endlich nach einem richtigen Haus aus - wenn auch noch mit komischen Außenverzierungen.


Nun, es heißt ja zurecht "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil". Den Vorteil ließen der Malermeister und der ihn beauftragende Bauleiter leider verfallen, denn unser als weiß angekündigtes Haus war mit einem Mal rot. Und das ist kein Zwischenanstrich oder sowas, das sollte die tatsächliche Farbe sein.


Nach diversen Telefonaten und Reklamationen am 28. August, und, ja, der wiederholten Bestätigung, dass wir gerne, wie geplant, ein weißes Haus hätten, wurden nochmals die Pinsel und die richtige Farbe herausgeholt und der erwünschte Endzustand hergestellt.


Beidseitig in weiß. Na, geht doch.Wir notieren den 19. September, von außen ist das Wesentliche fertig! Über Fensterläden, Gartenmauern, Dachterrassengitter und andere Details sei dann ein anderes Mal berichtet.


Donnerstag, 27. September 2012

Baufortschritt in Bildern 1

Alles begann mit einem Loch im Boden. Eigentlich war der Baubeginn erst für März 2012 geplant, doch durch den milden Winter 2011/ 12 hat die INTERHOMES bereits kurz nach Silvester angefangen, das große Loch zu graben. Am 15.1. warf die Wintersonne unsere Schatten in unseren künftigen Keller. Das Bauabenteuer ging los...


Nach dem Ausheben der Sandmengen wurde recht zügig die Bodenplatte gegossen...


Ende Januar kam dann doch noch der Winter, am 29.1. lag alles unter einer Schneedecke und die Bauarbeiten wurden unterbrochen...


Aber nicht für lange, denn schon am 11. März konnten wir uns durch den Zaun auf die Baustelle mogeln und über eine Brücke durch die künftige gute Stube unserer Nachbarn in unser Wohnzimmer gelangen... Zu dieser Zeit hatten wir einen Vorsprung von sechs Wochen gegenüber dem eigentlichen Zeitplan der Fertigstellung.


Zwei Wochen später sah das Ganze schon nach einem Haus aus, ein bisschen jedenfalls... Die Kellerränder wurden wieder zugeschüttet, die weiße Wanne stand und darauf entstand das künftige Erdgeschoss.


Und weiter im Zwei-Wochen-Rhythmus, das Erdgeschoss wurde fertig, das Gerüst wurde erhöht...


...und weitere 14 Tage später war auch das Obergeschoss gemauert.


Die Finanzierung

Wie die meisten anderen jungen Familien auch, haben wir auch nicht die Chance unser Haus vollständig aus Eigenmitteln zu bezahlen... Ach was? Von daher ist der Gang zur Bank natürlich obligatorisch. Aber, aber, aber... Auch hier gibt es Überraschungen und Anekdoten. 

Angesichts der im Herbst 2011 echt günstigen Bauzinssituation von um 3,5% für 20 Jahre haben wir uns schon mal gefreut. Nicht, dass das Haus nun ein Schnäppchen würde, aber jeder Prozentpunkt weniger ist auf die lange Zeit gesehen einfach viel Geld wert. 

Folglich habe ich mit Beginn unseres Projektes die Entwicklung nahezu täglich ins Auge gefasst. Sehr zu empfehlen ist dafür die Webseite von Dr Klein ZINSENTWICKLUNG.DE mit dem Zinskommentar. Heute, ein Jahr später, auf die Charts zu schauen, ist allerdings schade, denn entgegen aller Prognosen sind die Zinssätze nochmal um etwa ein halbes Prozent gesunken. Doch... davon darf man sich nicht irritieren lassen, schließlich muss jede Finanzierung zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen. Wer darauf spekuliert, dass es immer weiter runter geht, kann am Ende auch draufzahlen, weil die Entwicklung sich in etwa so prognostizieren lässt wie das Wetter. 


Vor einem Jahr wurden zwischen 3,3% und 4,1% aufgerufen, je nach Bank und Tag, manche Spaßvögel verlangten auch mehr. Dazu gleich etwas mehr... Der Teufel lag, wie immer, im Detail, denn über 20 Jahre beläuft sich der Differenzbetrag zwischen 3,3% oder 4,1% schnell auf 15.000 EUR Zinsen oder mehr, je nach dem wie hoch die Kreditsumme ist. 

Wir haben also diverse Banken kontaktiert, unsere Hausbank, die selbst keine Immobilienkredite vergibt, aber die technische Lösung der Interhyp nutzt, wo aus einer Hand zahlreiche Angebote verglichen werden. Sehr komfortabel, sehr übersichtlich, sehr zu empfehlen. Wir haben auch mit der Interhyp direkt gesprochen, was ein erstes Aha-Erlebnis mit sich brachte. Die haben uns die gleichen Finanzierer wie unsere Hausbank Comdirekt angeboten (DSL Bank, ING Diba, Gladbacher Bank u.a.) , allerdings wichen die Zinssätze um bis zu 0,2% ab. Interhyp direkt war entweder gleich oder eben einen Tick teurer. Vergleichen lohnt sich also immer.

Ich glaube, seit der Berliner Immobilien-Affäre hat die Landesbank / Berliner Sparkasse Angst vor Immobilienkrediten... Egal, an welchem Tag ich auch fragte, deren Zinssatz war konstant bei 4,95% für 20 Jahre. Mit anderen Worten: Die wollten keine Immobilienfinanzierung verkaufen, wenn sie soweit vom marktüblichen Niveau weg verharren. Aber... Immerhin verwiesen sie an die LBS, ihre Bausparkasse. Bei einem Termin saßen wir dort mit Baby über zwei Stunden und weder die Beraterin noch ihr hinzugezogener Fachmann konnten uns erklären oder vorrechnen, welche Vorteile wir von einer Riester-geförderten Finanzierung hätten. Nur soviel habe ich verstanden, man muss den Kredit abzahlen, wie jeden anderen auch und gleichzeitig Riester-Sparen, um eine staatliche Förderung zu bekommen. Es gelten aber Einkommenshöchstgrenzen. Hm, ok. Und wer schon eine geförderte betriebliche Altersvorsorge hat und wer sonst schon riestert und und und ... Auf die Musterberechnung warten wir noch heute. Es kam nie was, nie. Die haben einfach selbst nicht durchgeblickt. Sparkasse oder LBS, nicht zu empfehlen.

Lustig auch die ING-Diba... Wir haben ausschließlich nach 20 Jahren Laufzeit gefragt. Die boten konsequent 15 Jahre an, im Kleingedruckten. Auf Nachfrage erklärten sie dann, dass sie 20 Jahre prinzipiell nicht machen. Ok! Kein Problem, aber warum konnte ich diese Option dann online in der Angebotsanforderung auswählen???

Unvergessen bleiben wird mir auch der Berater von der Interhyp. Alle zwei Tage erklärte er per Telefon oder Email, dass jetzt, jetzt aber, nun endlich, doch sicher, ja, die Trendwende am Zinsmarkt gekommen sei und er nur noch in den nächsten 24 Stunden die heutigen Konditionen aufrecht erhalten könnte. Danach wird es definitiv teurer... Zugegeben, in der Zeit, in der ich das Geschehen beobachtete, schwankten die Angebote täglich und wanderten zwischen den schon erwähnten 3,3% und 4,1% hoch und runter. Schlussendlich hatten wir ein kleines Zeitpolster und so konnte ich den besten Zeitpunkt abpassen. Wir haben eine Finanzierung mit 3,33% bekommen.
Also, von den Kreditverkäufern nicht verunsichern lassen - die wollen natürlich alle so schnell wie möglich zum Abschluss kommen. Etwas seltsam mutete allgemein an, dass die Interhyp-angebundenen Partner wie die Comdirekt nur vermitteln und die konkrekte Zusage einer Finanzierung NUR durch die jeweilige Bank erfolgt. Selbst wenn man termingerecht alle fraglichen Unterlagen einreicht und eine positive Rückmeldung vom Vermittler bekommt, heißt das noch nicht, dass die Finanzierung steht. Erst, wenn die betreffende Bank eine schriftliche Zusage schickt, ist die Sache in trockenen Tüchern. Und erst danach unterschreibt man üblicherweise einen Kaufvertrag ;-))

Was übrigens keine Bank gerne macht, weil es Aufwand ist und offensichtlich wenig Eigennutz bringt, ist ein KfW-Kreditanteil. Die KfW vergibt zinsgünstige Darlehen in Verbindung mit einer Immobilienfinanzierung. Und deren Zinsen liegen nochmal deutlich unter denen der Geschäftsbanken, manche Immobilienfinanzierer erkennen einen KfW-Kredit wie Eigenkapital an. Es gibt verschiedene Programme, um ein Eigenheim mit der KfW zu finanzieren, u.a. für Neubauten, Modernisierungen oder Erweiterungen. Auch energieeffizientes Bauen wird unterstützt. Nachteil: In unserem Fall war die maximale Zinsbindung auf 10 Jahre festgeschrieben. Daher sollte man sich die Summe, die über die KfW kommt, genau überlegen und in 10 Jahren alles komplett zurückzahlen, wenn man das Zinsrisiko für den Anschlusskredit umgehen möchte. Der Zinssatz für das von uns genutzte KfW Programm betrug übrigens 1,8%. Ein Knaller! Damit sinkt natürlich der durchschnittliche Zinssatz für die Gesamtfinanzierung erheblich...

Um die 20 Jahre Rückzahlung nicht in völligem Blindflug zu absolvieren, hab ich uns einen Zeitstrahl skizziert. Daran ließen sich Lebensphasen ablesen und ihre angenommene Auswirkung auf die Familienkasse - Zeit zum Kinderkriegen, Zeit für Teilzeitarbeit, Zeit für Vollzeitarbeit, eventuelle Erbschaften, Risiken für Arbeitslosigkeit, garantierte Einmalzahlungen aus Lebensversicherungen oder Altersvorsorgen usw... Jede Phase hat ihre finanziellen Möglichkeiten, eine langfristige Immobilienfinanzierung ist daran anpassbar. 

Sehr zu empfehlen sind in diesem Zusammenhang auch die 5 Tipps vom Eigenheim-Insider.

Dienstag, 18. September 2012

Teuer: Sonderwünsche und versteckte Kosten

Vom Neuwagenkauf oder dem Buchen einer Pauschalreise kennt man das schon: Will man etwas anderes, als nur die 08/15-Standardversion, werden jede Menge Aufpreise aufgerufen. Wer ein Haus schlüsselfertig vom Bauträger kauft, kann nur bedingt bestimmen, welche Materialien verbaut werden, welche Qualität oder Marke ein Toilettenbecken, der Bodenbelag oder ein Fenster hat... Doch auch hier ist gegen entsprechende Aufpreise so ziemlich alles zu haben. Und die Aufpreise sind, wie wenig überraschend, happig bis erschreckend. Aber der Reihe nach...

Die Sonderwunschliste, die INTERHOMES von sich aus anbietet, ist noch überschaubar: Eine Tür vom Flur zur Küche, Waschbecken im Keller, Grundrissänderung im 1. Stock, damit man ein außen liegendes Bad mit Fenster hat, zwei Zimmer im 2. Stock, statt eines großen Raumes, Terrasse zum Garten, Trennwand an der Terrasse zum Nachbarn gemauert, elektrische Rollläden, abschließbare Fenster im EG... Alles irgendwie langweilig, höchstens irgendwie praktisch. Einzig, die Fußbodenheizung im EG und die im Bad abgehängte Decke inklusive Halogenspots erscheinen mir attraktiv. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

Im Kaufpreis enthalten sind bereits Parkett im EG, Malerarbeiten in drei Etagen, Auslegware im 1. und 2. Stock. Fliesen für Bad und Küche kann man für ein bestimmtes Budget bei drei Fachhändlern in der Region aussuchen. Wer teurere Fliesen haben möchte, zahlt den Mehrpreis natürlich aus eigener Tasche.

Wo liegt der Hase nun im Pfeffer?

Wer den Preis für Fliesen zwischen Baumarkt und Fachhandel vergleicht, der wird schnell blass. Dass es Fliesen für über 200 EUR pro Quadratmeter gibt, konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Das von INTERHOMES bereitgestellte Budget war immerhin so bemessen, dass wir je Fachhändler 1-2 Produktlinien fanden, die ohne Aufpreis zu haben waren und die nach was aussahen. Von anderen INTERHOMES Baufeldern hörten wir, dass nur gut die Hälfte unseres Budget kalkuliert wurde. Das lässt dann keinerlei echte Auswahl mehr zu. Unverständlich, denn die daraus resultierenden versteckten Mehrkosten ärgern jeden Kunden.

Ein anderes Beispiel. Wer ein Waschbecken im Keller haben möchte, muss mehr als eine Hand voll Hunderter extra hinlegen. Öhm, Moment, Frisch- und Schmutzwasser liegen sowieso im Keller an, da dort - ohne Aufpreis - der Anschluss für die Waschmaschine hinkommt. Eine Flexleitung, ein Siphon, ein Becken, etwas Arbeit = 600 EUR??? Unglaublich! Das Zinkblechbecken kostet im Baumarkt 27 EUR plus 30 Minuten Montage.

Auch seltsam: In Bad und Gäste-WC baut ein Tischler Waschtische mit Unterschrank ein, um die Waschbecken darin zu platzieren. Soweit, so gut. Wie für alles andere auch, wird der Käufer zum Bemusterungstermin beim Fachmann gebeten. Machen wir es kurz: Jede dieser Waschtischplatten ist eine handelsübliche  Küchenarbeitsplatte wie sie bei OBI in 4 m Ausführungen steht und genauso ist auch das Dekor. Die Auswahl ohne Aufpreis ist begrenzt und so unansehnlich hässlich, billig wirkend, dass mir der Hals schwillt... Oh, ah, es gibt noch eine zweite Farbmusterpalette zur Auswahl. Ok, die sehen besser aus, auch wenn ich mich frage, wie ein Fachmann, vor dem wir hier sitzen, guten Gewissens, Holz bzw. beschichtete Spanplatte im Nassbereich verbauen kann. Das quillt doch so oder so irgendwann auf oder irre ich mich da? Clevere Nachfrage meiner Frau: "Die zweiten Muster kosten also einen Aufpreis. Worin besteht denn der Qualitätsunterschied?" Antwort: "Da ist keiner. Ist nur ein anderes Muster." Dong! Und der Mehrpreis pro Platte ist mit 120 Euro so hoch, dass ich dafür im Holzfachhandel vier (!!!) solcher Platten a 120 cm Länge bekäme, um sie selbst einzubauen. Umgerechnet bedeutet das, dass wir durch die Hintertür die Badmöbel zusätzlich aus eigener Tasche zahlen oder auf die unerträglichen Muster zurückgreifen müssen. Seither bekomme ich Herzrasen, wenn ich an die Bäder denke...



Nächste Überraschung - die Kombination aus Parkett und Fußbodenheizung. Im Kaufpreis, wie erwähnt, enthalten, ist das Parkett, 3-Stab, Schiffsboden, 3,5 mm Nutzschicht (also nicht das Allerbilligste, schon mal gut). Wahlweise Ahorn, Buche oder Eiche. Dazu möchten wir die Fußbodenheizung haben, klar, mit kleinen Kindern im EG, das ist bestimmt wohlig warm und kein Heizkörper verstellt den Raum. Der Fußbodenleger, den INTERHOMES beauftragt hat, erklärt uns dann, dass wir einen Mehrpreis zu tragen hätten, weil man Parkett auf Fußbodenheizung nicht schwimmend verlegt, sondern klebt. Aha, grummel... Wieviel denn mehr? Ungefähr 6 EUR pro Quadratmeter. Na gut, geht ja noch. Aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Davon angestachelt, wühle ich mich durch's Internet und lese alles über korrektes Parkettverlegen, über Qualitätsunterschiede und Quadratmeterpreise. Erste Erkenntnis: Nicht jede Holzart ist für eine Fußbodenheizung geeignet, unter anderem Ahorn und Buche nicht. Siehe oben, was INTERHOMES im Angebot hat... Zweite Erkenntnis: Parkett schwimmend auf eine Fußbodenheizug zu legen, ist physikalischer Unsinn, den kein guter Handwerker machen wird. Frage mich also, wieso ich hier für das Kleben extra zahlen soll, wenn es doch eh den guten Gepflogenheiten des Handwerks entspricht? Ich wäre ein viel zufriedenerer Käufer, wenn die Mehrkosten einfach direkt im Preis für die Fußbodenheizung enthalten wären. Hätte ich ja nicht gemerkt und sind nur ein paar Euro.
Aber so schmeckt das Ganze doch etwas schal.

Noch ein Punkt: Was, wenn wir lieber Laminat oder Parkett statt Auslegware im 1. und 2. Stock haben möchten? Wieviel bekommen wir für den im Kaufpreis enthaltenen Teppich verrechnet? "Viel ist das nicht", sagt der INTERHOMES Verkauf. "Muss ich mal nachrechnen", sagt der Bodenleger. Öhm, ja, was ist es denn nun konkret? "Na, so 11 bis 15 Euro", sagt der INTERHOMES Verkauf. "Na, so 25 Euro ist der Vorwerk hier wert", sagt der Bodenleger. Großartig, denke ich mir, es geht um Bodenbeläge, aber die mauern, was das Zeug hält... Schlussendlich zahlen wir nach einigem Hinundher für ein gutes Laminat nur den Mehrpreis des aufwändigeren Verlegens. Fairer Deal, der Dank geht an den Bodenleger.

Rollläden sind auch so eine Sache. Wir wollen welche haben, als Sicht- und Sonnenschutz und natürlich als Einbruchhemmer. Man kann aus der INTERHOMES Sonderwunschliste elektrische Rollläden bestellen, wahlweise für EG und OG, die sind dann direkt bei Übernahme des Hauses schon montiert. Praktisch. Der Preis für beide Etagen beläuft sich auf 4.500 Euro. Ganz schön viel. Also habe ich mich auch dafür durch's Netz geklickt und nachgelesen, woran die Qualität von Rollläden definiert wird. Klar, Alumaterialien sind stabiler als Kunststoffe. Aber auch schwerer, was leistungsfähigere, sprich teurere Rollmotoren erfordert. In Sachen Einbruchschutz gibt es zig Varianten, angefangen mit einem Hochschiebeschutz über diverse Widerstandsklassen. Ok, nur zum Spaß habe ich die Rollläden im Musterhaus getetest... Kunststoff im OG. Und mit einer Hand konnte ich sie problemlos in ihren Kasten hochschieben. Qualität sieht für mich als Laien anders aus, also hole ich Angebote von einer Reihe Fachgeschäften in Berlin ein, beauftrage den Elektriker die Kabel zu legen und lasse die Rollläden aus Aluminium nachrüsten, die keiner so einfach hochschiebt. Wen es interessiert, die sind keinen Cent teurer als das, was auf der Sonderwunschliste steht, aber eben handfest und nicht so ein Kinderspielzeug.

Ach ja, der Elektriker, mein Freund, der Strippenzieher. Wen überrascht's noch, auch hier liegt das Geld im Detail... Im Angebot des guten Mannes findet sich eine Position "Absicherung". Nachgefragt, was das sei: "INTERHOMES hat als Standard einen Sicherungskreis pro Etage angesetzt. Wenn Ihnen in der Küche die Sicherung rausfliegt, ist das Wohnzimmer auch dunkel." Ähm... WHAT? Nächste versteckte Kosten also dafür, dass wir pro Etage zwei Sicherungskreise bekommen. Ich glaub, es schneit.
Oh ja, nicht zu vergessen, über 400 Euro zusätzlich ruft der Elektriker für unsere Fußbodenheizung auf. Ähm, wie bitte? Wofür das denn? "Jaaaa, Sie haben dann eine Programmierung pro Raum und außerdem passt das Design dann zu den Lichtschaltern, weil beides von Busch Jäger ist." Oh, verstehe. Ich soll also extra dafür bezahlen, dass ich im Gäste-WC eine Programmierung für die 1,5 qm Boden habe? Ach so. Macht Sinn. Braucht man. Argh!
Bitte nicht falsch verstehen, liebe Leser, eine zentrale Programmiereinheit für das gesamte EG ist im Preis der Fußbodenheizung natürlich enthalten, inklusive Thermostatregler in jedem Raum.

Summa summarum: Ja klar, wer "nur" die Standards des Bauträgers nimmt, hat auf jeden Fall ein hübsches Häuschen, doch sobald man auch nur einen Extrawunsch hat, geht der richtig ans Geld. Wirklich ärgerlich allerdings sind versteckte Kosten wie die Sicherungskreise, das Verkleben vom Parkett oder die Materialien für die Badmöbel! Das sollte sich die INTERHOMES nochmal genauer überlegen.

"Mehrkosten" hat starke Chancen auf mein persönliches Unwort des Jahres 2012.

Ich rate dringend dazu jede Position in jedem Angebot zu hinterfragen und Leistungsmerkmale exakt und schriftlich zu fixieren. Das fängt schon in der Baubeschreibung des Bauträgers an, denn nur, was dort steht, ist auch verbindlich...

Für weitere sinnvolle fachliche Tipps empfehle ich übrigens Eigenheim Insider.

Dienstag, 11. September 2012

Vorgeschichte

Mit dem Kauf eines Eigenheims haben wir uns erstmals richtig aktiv etwa ab Frühjahr 2011 beschäftigt. Die kleine Familie war im Begriff sich um einen Erdenbürger zu erweitern, zudem stellte sich angesichts der Finanzkrise immer mal wieder die Frage: "Was ist Geld im Alter wohl noch wert? Und: "Ist eine Immobilien in diesen Zeiten vielleicht die beste Vorsorge für's Alter?" Ja, das könnte so sein.

Also: Projekt beschlossen - und dann gingen die Fragen und Herausforderungen auch schon los. Haus oder Wohnung? Altbau, Neubau, modernisiert, Ausbauhaus, in der Stadt, am Rand oder im Umland?
Recht schnell waren wir uns einig, dass wir in unserem bisherigen Viertel Berlins bleiben wollen.

Also begannen wir die einschlägigen Immobilienangebote im Internet abzusuchen und unsere Suchkriterien so zu speichern, dass wir immer eine Email bekamen, wenn es ein neues Angebot gab. Wer das mal gemacht hat, weiß, wieviel Schrott da hereinkommt. Projektierte Häuser, Häuser ohne Grundstück, Lockangebote für Wohnungen uvm... 

Ziemlich schnell wurde uns klar, dass die echte Auswahl mit unseren Kriterien und unseren finanziellen Vorstellungen recht begrenzt war. Kein Wunder, so wie wir suchen offensichtlich viele andere auch, egal, ob wir nach einer Wohnung schauten oder nach einem Haus. Zumal in den aktuellen Zeiten, wo eine Immobilie weiterhin als wertbeständig gilt.

Um Ostern 2011 haben wir uns erstmals das neue Baufeld der Interhomes AG angeschaut - zu der Zeit nur ein verwilderter Sandplatz. Leer. Nichtssagend. Ziemlich unschön.
Es war also Phantasie gefragt. Ok, in der Gegend stehen schon Häuser von Interhomes und ein Musterhaus hatten sie auch recht ansehnlich hergerichtet. Doch mehr als ein Poster mit einem zweidimensionalen Lageplan bekamen wir vom neuen Baufeld nicht zu sehen.


Und da war dieses riesige Kraftwerk in dessen Halbschatten die neue Siedlung gebaut wurde. Ein Anblick, der mich an Homer Simpsons' Wohnen in Blickweite seines AKWs erinnerte. Hier sollte ich mich niederlassen? Ufz...
Klar, das Musterhaus war schön eingerichtet, qualitativ hochwertig anmutend, selbstverständlich in den wärmsten Worten vom Verkäufer beschrieben...
Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht viele Alternativen gesehen, standen erst am Anfang unserer Suche. Und dann dieses Kraftwerk. Nee, hier zu kaufen, das kam irgendwie nicht in Frage. Es sollte ja perfekt sein, wenn wir schon so viel Geld ausgeben und uns so lange finanziell binden...

Apropos perfekt: Nach vielen Monaten des Suchens ist eines klar geworden - die perfekte Immobilie gibt es nur, wenn man unbegrenzte Mittel hat oder endlos Zeit gepaart mit unverschämt viel Glück hat. Schade, hatten wir beides nicht. Also wurde klar, dass wir Abstriche machen mussten, Kompromisse eingehen würden - oder die Finger davon lassen sollten. Und das kann ich nur jedem raten, sich klar zu machen. Kompromisse machen!

Worin können diese Kompromisse liegen?
Will ich in Zemtrumsnähe wohnen oder ist außerhalb ok? Ist das vermeintlich günstiger oder habe ich höhere Fahrtkosten zur Arbeit?
Will ich ein Haus oder eine Wohnung?
Wenn ich, wie wir letztlich, ein Haus bevorzuge, bin ich der Gartentyp oder hab ich so gar keinen grünen Daumen?
Will ich ein freistehendes Haus oder ein Reihenhaus?
Möchte oder brauche ich dazu einen Keller?
Wo steht mein Auto - Garage, Stellplatz, Straße?
Wie weit sind Supermarkt, Kita, Schulen, Arbeitswege?
Kaufe ich einen Neubau oder etwas Gebrauchtes?
Und, und, und...

Meine Ausgangsidee war in etwa so:
Ein Haus, freistehend oder Reiheneckhaus. Unter keinen Umständen ein Reihenmittelhaus! Gerne gebraucht aus den 30er Jahren mit zwei Vollgeschossen und Walmdach.
Im Tempelhofer Fliegerviertel stehen solche Bauten beispielsweise. Aber Tempelhof geht gar nicht.
150 Quadratmeter bitte. Ein trockener Keller auf jeden Fall.
Ok, ein Modernisierungsobjekt wäre auch denkbar, geringerer Kaufpreis, KfW-geförderter Ausbau. Gebühren für einen Makler? Eher nicht, wenn überhaupt, dann den halben Provisionssatz. Lieber ein kleinerer Garten nach Süden oder Südwesten, in ruhiger Lage ohne Frage. Da meine Frau es nicht so mit der Gartenarbeit hat, will ich auch nicht nur noch damit beschäftigt sein. Von daher sollten es nicht mehr als 500 Quadratmeter Grund werden - reicht.

Wer nicht abwarten kann - was wir am Ende gekauft haben, ist etwas gänzlich Anderes als das Vorgenannte. Ein Reihenmittelhaus, Neubau, drei Vollgeschosse plus Keller, Westgarten, 140 qm Wohnfläche auf 288 qm Grund.

Ergo: Kompromisse sind das A und O einer erfolgreichen Immobiliensuche. Ergänzend empfehle ich unbedingt, sich mit Literatur einzudecken UND sie auch zu lesen. Stiftung Warentest, ZDF WISO und andere haben Leitfäden zum Kauf von gebrauchten Immobilien herausgegeben. Sehr interessant! Denn gerade ich als Totallaie wäre in mehr oder weniger jede Falle getappt.

Der Vollständigkeit halber sei noch erzählt, dass wir uns diverse Alternativen angeschaut haben, bis wir schlussendlich das jetzige Objekt gekauft haben.
Da waren einige Eigentumswohnungen. Eine hatte 150 qm in schöner Steglitzer Lage, preislich im Rahmen. Öhm ja, als wir zur Besichtigung mit einem Makler kamen, waren wir nicht die einzigen Interessenten. Das halte ich für echt unseriös. Bei solchen Investitionen sollte man allein Zeit für Ansicht und Fragen haben. Aber... Ich habe auch von noch schlimmeren Fällen gehört, wo sich die Interessenten beim ersten Termin gegenseitig hochgeboten haben sollen. Naja, wer's braucht... "Kleiner" Knackpunkt an den 150 qm war dann, dass die Bude noch bewohnt war und der Mieter einen gültigen Vertrag hatte. Er hatte sich bislang allen Auszugsangeboten widersetzt. Schöne Aussicht also. Ach egal, meinte der Makler, er sei zuversichtlich, dass man den auch noch loswürde. In der Zwischenzeit sollten wir uns eine andere Wohnung anschauen. Die, um die es in der Anzeige ging, sei - leider, leider - nicht zu besichtigen.
Ok, Knaller, der Makler also ein echter Vollprofi, vertrauenwürdig und kundenorientert. Ich dachte, ich platze...
Nicht überraschend, dass die dann alternativ gezeigte Wohnung teurer war - klar, 3. statt 1. Etage - und bereits "entmietet". Musste nur noch modernisiert werden - was nicht im Kaufpreis enthalten sein sollte. "Um die 50.000 EUR" schätzte der Makler. Die Hausnummer war sicher so seriös wie sein sonstiges Gebaren. Ja, es war eine schöne Wohnung, aber das Drumherum erschien uns viel zu unberechenbar. Weg hier, weiter suchen.

Ebenfalls in Steglitz fanden wir ein weiteres Angebot. Ein Altbau mit Berliner Zimmer, um die 140 qm, Modernisierung hatte gerade begonnen. Hingefahren, angeschaut. Schön, aber wieso ist die Bude so dunkel - im 3. Stock? Kurz mal den Stadtplan ins Gedächtnis gerufen, aha, die Ausrichtung ist nach Norden. Hier sieht man NIEMALS das Sonnenlicht. Nie. Weg hier, weiter suchen.
Das Nachbarhaus wurde auch gerade gemacht. Hm, ein Bau aus den 50er Jahren. Hellhörig also, keine hohen Decken, wie im Altbau. Aber schauen kostet ja nix.
Der Eigentümer ließ den Ausbau machen, es würden keine Maklerkosten anfallen. Ein Pluspunkt. 3. Etage, zur ruhigen Südseite, ins Grüne, gute Infrastruktur rund ums Haus. Nicht so schlecht. Aber... kann man das Kind hier im Garten spielen lassen? Nein. Das ist eine Stadtwohnung. Ok, meiner Frau gefällt das in der Tat billig wirkende Buche-Stäbchen-Laminat nicht. Der Schnitt ist nicht ideal, die Wohnung ginge über die gesamte Etage, die beiden größten Zimmer bekämen den Durchbruch, die beiden Balkone allerdings liegen an anderen Zimmer an... Hmpf... Wir könnten auch die Hochparterre-Wohnung haben, sagt der Eigentümer, gleicher Schnitt plus alleiniges Sondernutzungsrecht am Garten. Oh, Garten. Anschauen!
Was für ein Grundstück, das ist ein halbes Fußballfeld von einem Garten.
Ja, und vor Neid spucken dir die Kinder der Nachbarn aus den oberen Etagen auf die Terrasse..., sagt meine Frau. Ok, sie ist nicht soooo begeistert. Aber was soll's, es muss beiden gefallen und die Kompromisse - Hauptthema meiner Ausführungen hier - müssen so deckungsgleich wie möglich sein, damit man ein gemeinsames Projekt findet.
Na gut, gegen Hochparterre spricht vor allem, dass ich NIE wieder im Hochparterre wohnen wollte, schon seit Jahren nicht. Zweimal war genug für ein Leben, ich hasse das. Darüber kann auch der schöne Garten nicht trösten und der selbe suboptimale Schnitt wie in der 3. Etage. Also, Haken dran, die Wohnung war es nicht.

Wir haben auch gebrauchte Häuser angeschaut.

Mir gefiel ein baufälliges Objekt im baden-württembergischen Viertel. Haus aus den 30ern, große 85 qm Grundfläche, zwei Vollgeschosse. Preisaufruf vom Makler - eine völlige Utopie von über 300.000 EUR. Der Keller nass, das Haus seit zwei Wintern unbeheizt, Frost- und Wasserschäden, das schöne Stäbchenparkett bereits aufgefaltet von Feuchtigkeit (*schnüff*). Und dann die Geschichte dazu... Oh man. Es sind eigentlich zwei Häuser auf einem Grundstück, ja der 70er Jahre Bungalow in der zweiten Reihe ist auch zu haben, eine Teilung soll noch gemacht werden, man könnte auch beide nehmen, nur 250.000 EUR für das andere noch dazu. Ein Bungalow, als Fertighaus (!!!), mit Nachtspeicherheizung (!!!!!). Für eine Viertelmillion. Neee, is klar, du...
Die Sanierung des großen 30er Jahre Baus würde mindestens noch 100.000 EUR verschlingen. Mein Laienauge sagt: Abreißen und neu aufbauen. Wäre vielleicht besser, sicher aber nicht teurer... So ein Restaurierungsprojekt ist allerdings nicht kompromissfähig und irgendwie auch logisch, bald kommt das Baby, wir haben beide anstrengende Jobs, wer soll denn hier den Baumeister mimen? Dazu noch als Laie... Das Umfeld vom Haus wäre ok, nah am Wasser, S-Bahn in Laufweite, Supermärkte nicht zu weit... Aber, jaja, verstanden, kein Abenteuer namens Eigensanierung. Und überhaupt, der Straßenname geht ja gar nicht, sagt meine Frau, okeee, wenn das sooo ist, dann natürlich nicht. Hehe...

Ein weiteres Haus in Lichterfelde haben wir angeschaut, circa 20 Jahre alt, in der zweiten Reihe, Garten sehr gepflegt, preislich wie alle in dieser Gegend und dieser Größe. Wir fahren also hin, schauen uns um, nette Leute, netter Makler, Obergeschoss mit arg schrägen Wänden, wo soll denn hier ein Schrank stehen? Aber das Wohnzimmer - ein Traum, groß, mit Kamin, ich liebe Kamine, und mit großer Fensterfront zum ruhigen Garten. Könnte vielleicht was sein, mal sehen, ob die Dachschrägen kompromissfähig sind. Zum Abschied klopfe ich noch die Küchenwand ab, um zu sehen, wie wir eventuell den Grundriss ändern könnten. Blöp! Da platzt mein Bild von einem Haus - es ist ein Fertighaus... Aaaaaargh! Pappwände, hohl, billig, nicht versetzbar, schwer zu dübeln. Ey, soooo hatte ich die Immobilienanzeige nicht verstanden, auch beim späteren Nachlesen nicht. Sehr ärgerlich, wenn also Angebote so beschrieben werden, dass nicht klar wird, was wirklich zum Verkauf steht. Oder ich einfach zu blöd war, richtig zu lesen, kann natürlich auch sein.

Irgendwann in dieser Zeit lag Post von der Interhomes im Briefkasten, eine Art zweiter Versuch. Im Baufeld seien jetzt noch mehr Häuser zum Verkauf freigegeben, eine aktuelle Preisliste war dabei. Oh, sie haben im Vergleich zu vor ein paar Wochen die Preise erhöht. Saftig. Naja, trotz der Bedenken wegen des Kraftwerks sind wir noch mal hingefahren, haben das Musterhaus nochmals angeschaut, mehrmals angeschaut. Und ja, das gefiel uns. Alles schön neu hier, massive Steinbauweise, großzügig genug für unseren Geschmack. Wie wäre es also, wenn wir ein Grundstück in Erwägung ziehen, das nicht direkt auf das blöde Kraftwerk schaut, sondern es nur "im Rücken" hat, sprich, unser Garten davon wegginge? Beim Blick auf den Verkaufsplan wurde sofort klar, dass die besten Lagen bereits reserviert oder verkauft waren. Merde, zu Ostern hätten wir noch eine Chance gehabt. Aber jetzt nicht mehr. Ok. Wieder Zeit für Kompromisse. Und die ließen sich finden.
Wir hatten nun einiges gesehen. Wir wussten was wir nicht wollten, wo wir nicht wollten und welchen Schuldenberg wir nicht wollten. Wir wollten auch nicht mehr ewig warten, denn auch die Zinslage war gerade extrem günstig. Das Baby war gerade geboren. Nägel mit Köpfen waren gefragt, bald. Ein wesentliches Kriterium für den Kauf einer Immobilie habe ich noch gar nicht erwähnt: Lage, Lage und nochmals Lage! Wenn ein Traumpalast im Nirgendwo steht, will ihn später keiner haben. Hier in dieser Gegend ist unsere Art von Haus ziemlich begehrt und populär. Hier wohnen viele Familien und werden immer Familien wohnen. Wir haben jegliche Infrastruktur in Laufnähe. Und wir sind in Berlin, nicht im Umland. Als dann meine Hauskauf-erfahrenen Schwiegereltern etwas später zu Besuch waren und uns ins Musterhaus begleiteten, fiel der Hammer ganz spontan, wie der letzte Schubs, den man braucht, um etwas zu wagen. Wir hatten uns nun wochenlang mit diesem Baufeld beschäftigt, es verworfen, dann neu entdeckt, Kompromisse gemacht und nun gefiel es uns. Eigentlich waren wir schon auf dem Heimweg, als meine Schwiegermutter uns klar und deutlich zum Kauf ermunterte, nach Abwägung von, in der Tat, vielen Fragen und Aspekten. Also hab ich die Reservierungsgebühr aus dem Automaten gezogen und, Absatz kehrt, das einzige noch in Frage kommende Grundstück reserviert.

So! Schampus! Damit waren wir im Spiel. Kam mir vor, als hätte ich den Bauern von e2 auf e4 geschoben. Nun sollte es losgehen mit Sonderwünschen, Materialauswahl, Bauplänen, Finanzierung und vor allem warten, warten, warten, denn zwischen Kauf und garantierter Übernahme sollen 15 Monate liegen. Klar, es hätte vielleicht schönere Grundstücke gegeben. Es hätte hier größere Häuser gegeben. Es hätte auch Kleinmachnow, Teltow, Heiligensee oder Mariendorf gegeben. Hätte, hätte, hätte... Hätte pennt im Bette, so einfach ist das. Gerade die anderen Gegenden hätte ich nicht haben wollen. All diese schöneren, größeren Hättes hätte man Wochen oder Monate vorher kaufen können. Nun waren sie aber weg. Ohne uns. Und damit fertig. Ohne Kompromisse würden wir vielleicht noch immer suchen. Ich kenne Leute, die suchen ihr Leben lang und machen's doch nie.

Schlussendlich, manchmal braucht noch ein extra Quäntchen Glück oder zwei... In unserer Häuserreihe verfiel eine andere Reservierung. Das Grundstück ein bisschen größer, die Lage näher, ruhiger und schöner zur Mitte des Baufeldes, freier Blick auch nach Westen. Nach unserem Gusto eine bessere Lage als das bislang von uns angedachte. Wir haben spontan die Reservierung geändert und das freigewordene Stück genommen. Nägel mit Köpfen halt.
Und das mir so verhasste Kraftwerk wird ab 2015 zurückgebaut. Die Schlote werden niedriger, nur zwei von dreien bleiben, ein Kühlturm wird abgebaut, die ganze Anlage entzerrt und somit weniger wuchtig in ihrer Optik. Da hat sich mein Kompromiss halbwegs von selbst aufgelöst. Glück.

Am 30. September wurde der Kaufvertrag notariell beurkundet!

Sonntag, 9. September 2012

Los geht's...

Lange habe ich überlegt, ob ich meine ersten - und hoffentlich einzigen - Erfahrungen mit dem Kauf eines Hauses ins Netz stelle. Mittlerweile ist der Bau halb fertig und wer sich mit einem ähnlichen Projekt beschäftigt, kann hier vielleicht aus Erfahrungen lernen oder weniger überrascht sein, über das, was einem so alles begegnen kann.

Los geht's...