Montag, 10. Dezember 2012

Die Abnahme - alles richtig, alles gerade?

Der Abnahmetermin ist neben dem Notar- und dem Übernahmetermin der wichtigste... Der Bauträger will vorführen, was er in den letzten Monaten gemacht hat und scharfe Augen sollten schauen, dass alles so ist, wie es bestellt wurde, dass alles innerhalb der Bautoleranzen gerade ist, dicht ist und auch funktioniert.

Am 5.12.12 war unser Abnahmetermin, ziemlich genau 12 Monate nach dem ersten Spatenstich. Und die Aufgabe, die mit der Begutachtung vor uns lag, war riesig... 4 Etagen, 200 qm, Heizung, Dach, Sanitär, Elektrik, Böden, Fenster und die Außenanlagen... Ach ja, außen. Wie gut, dass es einen Tag vor der Abnahme einen Kälteeinbruch in Berlin gab und Schnee und Eis die Fertigstellung der Straße zu unserem Haus, unsere Parkplätze und die Gehwege in der Anlage wortwörtlich kaltgestellt haben... Wir sind gespannt, auf welcher Piste der Umzugswagen in vier Wochen rollen wird.

Die vielleicht wichtigste Entscheidung rund um die Bauabnahme, ist die, sich einen professionellen Bausachverständigen dazu zu holen. Die Kosten, die der für die kommenden Stunden bekommen sollte, hatten sich so schnell amortisiert, wie ich kaum Neubaugebiet sagen konnte. So einer weiß einfach ganz genau, an welchen Stellen er schauen, mit dem Finger popelen oder mal kräftig rütteln musste. Zusätzliches Glück für uns: Der uns von Freunden empfohlene Sachverständige kennt sich seit Jahren mit INTERHOMES Bauten aus und hat schon mehrfach in der Nachbarschaft nach dem rechten Fortschritt geschaut.

Im Dach ging's los, wieso fehlen eigentlich beim Terrassengeländer die Schrauben im Boden?
Die Pultdachdichtung ist unsauber versiegelt, das Fenster etwas schief eingebaut, weshalb die Fensterbank rechts und links 2 mm Lücken aufweist. Auf der Terrassenwand kleben Farbreste... Nur weder Bauleiter noch Sachverständiger wissen, was das ist... Mein Laienauge mutmaßt: Wenn man Styroporisolation sägt, entstehen kleine, leichte Kügelchen... und die haben sich hier in die frisch gestrichene Wand geklebt. Aaaaahhh, stimmt, recht hat er, der Eigentümer - das war quasi der Ritterschlag von den Fachleuten, ab hier darf ich mit den großen Jungs spielen und stets verständnisvoll nicken...

Ich spare mir jetzt die einzelne Wiedergabe der Mängelliste. Aber: Es sind kein echten Baufehler zu erkennen. Das Haus steht, ist dicht und beheizt. Soweit schon mal gut. Auf fast jeder Wand sind Farbfehler. Entweder zu wenig Farbe verstrichen oder Putzlöcher notdürftig gespachtelt und schnell drüber geschmiert. Das Treppengeländer ist schief angeschraubt, eine Tür zum Dachzimmer fehlt einfach mal. Während wir oben prüfen, schrauben unten die Sanitärleute noch Handtuchhalter und Klorollenhalter an... Alles auf den letzten Drücker, aber egal. Und weiter geht's mit der Abnhame... Steckdosen sind locker, Fenster knacken und immer wieder hat der Putz kleine Schäden.

Es ist schon fast dunkel draussen, da kommen wir im Erdgeschoss an. Eine Hand voll Bodenfliesen sind locker, klapp klapp... Das verlegte Parkett weißt gelbe Farbflecken auf. Oh nee, wie sieht das denn aus? Hm... Die Fachleute stellen schnell fest, dass das im Holz ist, nicht auf der Lackierung. Na, und nun? Ist das eine Toleranz, die wir hinnehmen müssen? Kommt auf die Mängelliste - Problem erstmal verschoben. Da muss sich auch der Bodenleger mal äußern. Schön ist es jedenfalls nicht. 



Zu guter Letzt ab in den Keller. Die Fenster sind nur unvollständig eingeputzt und schlecht isoliert. Die Heizung tropft, aber funktioniert, die Elektrik ist angeschlossen und beschriftet, trotzdem hängen rund 30 lose Kabel in der Luft. Das sind die Datenleitungen, die muss der Elektriker noch anschließen. Telekomdose ist da und auch die Leitung von Kabel Deutschland.
Doch... Moment... wo ist eigentlich der separate Wasserzu- und Ablauf, den wir extra und gegen Aufpreis bestellt haben? Vorhanden ist nur der Anschluss für die Waschmaschine - der ist sowieso Standard für alle Häuser mit Keller. Hm... Der Bauleiter ist ratlos, denn auf seinem Auftrag steht "Entfall Waschbecken Zuleitung Frischwasser und Abwasser" und er philosophiert: "Na, was hier nicht als Auftrag steht, hab ich nicht bauen lassen."
Ok, da sei die Frage erlaubt, wieso ein Sonderwunsch auf seiner Liste steht, wenn der entfallen soll? Macht irgendwie keinen Sinn, oder? Ja, das muss dann auch der Bauleiter zugeben. Das wird sich bestimmt aufklären lassen.

Nach vier Stunden sind wir dann durch. Auch mental. Irgendwann lässt die Konzentration nach - und das ist gefährlich, denn es sollte nichts übersehen werden, sonst gibt es nachher Diskussionen um die Beweislast und die Schuld und und und... Die Mängelliste hat am Ende 94 Punkte mit diversen Unterpunkten, auf sechs Seiten, so viel, dass das Papier vom protokollierenden Bauleiter nicht reichte und das mobile.de Notizbuch aushelfen durfte. Zum Glück: Es ist nichts kaputt, nichts falsch und die fehlenden Anschlüsse im Keller lassen sich problemlos montieren. Der Bauleiter ist sehr um die Zufriedenheit des Kunden bemüht, in dem er diverse Spalten, gerade an Türzargen, versiegeln lässt obwohl sie innerhalb der Toleranz liegen. In Ordnung.



So, das freut den Kunden und lässt ihn am Ende zufrieden und geschafft nach Hause gehen. Noch eine Woche, dann gibt es den Schlüssel!